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Gradient rosa auf Grauverlauf |
Ich habe Ihnen vor ungefähr einer Woche Christiane Maurer als Weberin vorgestellt. Sie ist aber auch eine interessierte und interessante Stickerin. Bei ihren Stickereien lässt sie sich von wissenschaftlicher Neugierde leiten.
Ihr Ansatz, Textilien zu betrachten, ist bemerkenswert. Sie fügt sozusagen eine weitere Dimension der Wahrnehmung zu den üblichen hinzu.
Christiane: "Ein
anderes Phänomen das mich fasziniert, ist die Wahrnehmung von Stoffen im
Allgemeinen.
Textile Materialien sind im
täglichen Leben allgegenwärtig, aber mir fiel auf, dass man sie sich eigentlich
kaum jemals bewusst ansieht. Was ist das Typische an einem gewebten Stoff? Was
nimmt man da eigentlich wahr, wodurch entsteht hier Ästhetik? Ich wählte einige
selbst hergestellte Stoffe aus, und setzte Details daraus um in
Maschinenstickereien. Durch das Umsetzen in eine andere Technik werden
Eigenschaften aus dem Gesamteindruck losgelöst und deutlicher sichtbar: die
Weichheit des Garnes, Glanzeffekte, Schatten, Löcher und Unregelmässigkeiten."
In den folgenden zwei Stickereien habe ich exakt die selben Farben in Lagen
übereinander verwendet, aber die Reihenfolge der Lagen umgekehrt. Hierdurch
entsteht ein völlig anderer Farbeffekt. "Wolkenhimmel" besteht auch
aus derartigen Lagen, aber jetzt in einer Komposition.
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Originalstoff bestickt: Raster gelb |
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Der gleiche Originalstoff bestickt:: Raster lila |
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Wolkenhimmel Detail |
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Wolkenhimmel
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Shibori bestickt. Selbstgemachtes Gewebe, nachgestickt |
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Blaues Leinen bestickt. Selbstgemachtes Gewebe, nachgestickt. |
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Wabe, Detail. Selbstgemachtes Gewebe, nachgestickt. |
Wir wissen, dass Kunstwerke, wie alle anderen Gegenstände auch, je nach Lichteinfall anders wirken. Meistens sind Kunstwerke starr. Textil wirkt jedoch anders, wie Christiane ausführt:.
"Im
Grunde genommen gilt auch hier: das Material kommt erst durch seine Umgebung
zum Leben. Licht, Schatten, Glanz, Tiefe – Eigenschaften die weitgehend zur
Wertschätzung eines Stoffes beitragen - sie alle kommen erst richtig zur
Geltung, wenn ein Stoff in Bewegung kommt. Ich probiere in einer folgenden Serie,
zu erkunden, was dann genau passiert. Das beginnt mit einem Stück Textil, das
ich im Freien aufhänge, so dass Wind, Sonne und Schatten freien Einfluss darauf
haben. Ich filme die Veränderungen während einer festgesetzten Zeit und wähle
daraus in gleichmässigen
Abständen Stills.
Diese Serie mit Aufnahmen wird wieder in Maschinenstickereien umgesetzt. Bisher
habe ich es der Software, die ich verwende, überlassen das Bild in Stiche
umzusetzen. Hierdurch bekomme ich eine objektive Wiedergabe des ursprünglichen
Stoffes unter dem Einfluss von Bewegung, Licht und Schatten. In meinen
bisherigen Versuchen habe ich bewusst vermieden, hierbei noch eigene
Interpretationen hinzuzufügen. Das wäre der Fall, wenn ich z.B. selbst Stiche
auswählen würde, um einen Effekt darzustellen. Vielleicht ist auch das
interessant, aber dann in einem nächsten Schritt."
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Originalstoff |
Diese und weitere Stickereien findet man Hier auf Christianes Website: