Dienstag, 29. Oktober 2019

Christiane Maurer II - Stickereien

Gradient rosa auf Grauverlauf
Ich habe Ihnen vor ungefähr einer Woche Christiane Maurer als Weberin vorgestellt. Sie ist aber auch eine interessierte  und interessante Stickerin. Bei ihren Stickereien lässt sie sich von wissenschaftlicher Neugierde leiten.

Ihr Ansatz, Textilien zu betrachten, ist bemerkenswert. Sie fügt sozusagen eine weitere Dimension der Wahrnehmung zu den üblichen hinzu. 

Christiane: "Ein anderes Phänomen das mich fasziniert, ist die Wahrnehmung von Stoffen im Allgemeinen. 
Textile Materialien sind im täglichen Leben allgegenwärtig, aber mir fiel auf, dass man sie sich eigentlich kaum jemals bewusst ansieht. Was ist das Typische an einem gewebten Stoff? Was nimmt man da eigentlich wahr, wodurch entsteht hier Ästhetik? Ich wählte einige selbst hergestellte Stoffe aus, und setzte Details daraus um in Maschinenstickereien. Durch das Umsetzen in eine andere Technik werden Eigenschaften aus dem Gesamteindruck losgelöst und deutlicher sichtbar: die Weichheit des Garnes, Glanzeffekte, Schatten, Löcher und Unregelmässigkeiten."

In den folgenden zwei Stickereien habe ich exakt die selben Farben in Lagen übereinander verwendet, aber die Reihenfolge der Lagen umgekehrt. Hierdurch entsteht ein völlig anderer Farbeffekt. "Wolkenhimmel" besteht auch aus derartigen Lagen, aber jetzt in einer Komposition.

  
Originalstoff bestickt: Raster gelb

Der gleiche Originalstoff  bestickt:: Raster lila
Wolkenhimmel Detail
Wolkenhimmel


Shibori bestickt. Selbstgemachtes Gewebe, nachgestickt

Blaues Leinen bestickt. Selbstgemachtes Gewebe, nachgestickt.

Wabe, Detail. Selbstgemachtes Gewebe, nachgestickt.

Wir wissen, dass Kunstwerke, wie alle anderen Gegenstände auch, je nach Lichteinfall anders wirken. Meistens sind Kunstwerke starr. Textil wirkt jedoch anders, wie Christiane ausführt:. 

"Im Grunde genommen gilt auch hier: das Material kommt erst durch seine Umgebung zum Leben. Licht, Schatten, Glanz, Tiefe – Eigenschaften die weitgehend zur Wertschätzung eines Stoffes beitragen - sie alle kommen erst richtig zur Geltung, wenn ein Stoff in Bewegung kommt. Ich probiere in einer folgenden Serie, zu erkunden, was dann genau passiert. Das beginnt mit einem Stück Textil, das ich im Freien aufhänge, so dass Wind, Sonne und Schatten freien Einfluss darauf haben. Ich filme die Veränderungen während einer festgesetzten Zeit und wähle daraus in gleichmässigen Abständen Stills. Diese Serie mit Aufnahmen wird wieder in Maschinenstickereien umgesetzt. Bisher habe ich es der Software, die ich verwende, überlassen das Bild in Stiche umzusetzen. Hierdurch bekomme ich eine objektive Wiedergabe des ursprünglichen Stoffes unter dem Einfluss von Bewegung, Licht und Schatten. In meinen bisherigen Versuchen habe ich bewusst vermieden, hierbei noch eigene Interpretationen hinzuzufügen. Das wäre der Fall, wenn ich z.B. selbst Stiche auswählen würde, um einen Effekt darzustellen. Vielleicht ist auch das interessant, aber dann in einem nächsten Schritt."


Originalstoff













Diese und weitere Stickereien findet man Hier auf Christianes Website:





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