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Through Blue, 1963 |
Wieder widme ich einen Blogbeitrag einer Künstlerin, die
erst spät Anerkennung gefunden hat. Diesmal ist es Lee Krasner, deren Werk und
Rolle als Malerin der ersten Generation des Abstrakten Expressionismus
bisher kaum außerhalb der USA gewürdigt wurde. Wahrscheinlich deshalb, weil
sie in erster Linie als die Ehefrau des berühmten Malers Jackson Pollock gesehen
wurde. Lee Krasner sagte mal in einem Interview 16 Jahre nach Pollocks Tod: «And
I think even today it’s difficult for people to see me, or to speak to me, or
observe my work, and not connect it with Pollock. They cannot free themselves».
(«Ich glaube, es ist noch heute schwierig für Leute, mich zu treffen, mit mir
zu sprechen oder meine Arbeit zu betrachten, ohne es mit Pollock in Verbindung
zu bringen. Sie können sich nicht davon befreien.»)
Die umfassende Retrospektive ihres Werks in Europa begann
Sommer 2019 in der Barbican Art Gallery in London, reiste dann im Herbst 2019 zu
der Schirn Kunsthalle Frankfurt und ist jetzt im Zentrum Paul Klee in Bern zu
sehen. Die letzte Station wird das Guggenheim Museum in Bilbao sein. Fast 100 Werke
werden ausgestellt.
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Selbstbildnis, 1928 |
1908 wurde sie als Lena Krassner in einer jüdischen Familie in Brooklyn
geboren. Ihre Eltern stammten aus der Nähe von Odessa im Russischen Kaiserreich
(heute Ukraine). Wegen der Pogrome flüchteten sie in die USA.
14-jährig brach Lee mit dem Judentum. Sie fühlte sich schon damals
zu Künstlerin berufen und bewarb sich an der Washington Irving High School –
der einzigen höheren Schule in New York, die einen Kunstkurs für Mädchen anbot.
1926 folgte ein Studium an der Women’s Art School des Cooper Union. Ab 1929 studierte
sie an der National Academy of Design, wo sie erstmals in einer
gemischtgeschlechtlichen Klasse studierte. Drei Jahre später musste sie die
Academy aus finanziellen Gründen verlassen. Sie besuchte daraufhin die
kostenlosen Kurse am City College of New York und jobbte nebenher als Kellnerin.
Kubismus/Abstraktion
Von 1935 bis 1945 verdiente Lee Krasner (ein «s» hatte sie inzwischen aus ihrem
Namen eliminiert) erstmals ein bisschen Geld mit ihrer Kunst. Sie nahm am
WPA-Federal-Art-Project teil, das ihr – wie auch anderen jungen Künstlern wie
Pollock und Rothko - zahlreiche Aufträge für die Ausgestaltung öffentlicher
Gebäude verschaffte. 1937 erhielt sie ein Stipendium für ein Studium in der
privaten Kunstschule des Malers Hans Hofmann. Der hatte einen so
grossen Einfluss auf sie, dass sie sich der kubistischen Abstraktion zuzuwenden
begann. Auch auf Krasners Entwicklung vom Kubismus zur freien Abstraktion hatte
Hofmann maßgeblichen Einfluss.
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Aktstudie, 1938 |
Aber auch Hofmann konnte sich die
chauvinistische Bemerkung nicht verkneifen, indem dem er ihre Arbeiten einmal so kommentierte: „Das ist so gut, dass man nicht merkt, dass es von einer Frau gemalt
wurde.“
(Cindy Nemser: Art Talk: Conversations with Twelve Women
Artists. New York 1975, S. 80–112)
Little Images
Ende der 1940er Jahre schuf Lee Krasner eine Reihe kleinere farbenfrohe Werke, die sie Little Images nannte, die beim Publikum gut ankamen.
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Composition, 1949 |
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Stop and Go, 1949/50 |
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Black and White Squares No. 1, 1948 |
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Shattered Color, 1947 |
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Abstract Nr. , 1946-48 |
Collage Paintings
Krasner trat den der Gruppe American Abstract Artists (AAA) bei und konnte 1940
als Mitglied dieser Gruppe ihre Arbeiten zum ersten Mal der Öffentlichkeit ausstellen.
1941 gab es wieder eine AAA Sammelausstellung, diesmal waren auch Ferdinand Léger
und Piet Mondrian dabei, nachdem sie sie überredet hatte, ebenfalls Mitglied
der AAA zu werden.
1945 heirateten Krasner und Pollock und zogen aufs Land, um ungestört
arbeiten zu können.
Hier entstanden Pollocks
grossformatige Bilder.
1951 hatte Krasner ihre erste Einzelausstellung in der Betty Parsons Gallery
in New York. Die 14 neuen, abstrakten Gemälde wurden von der Kunstkritik
vorwiegend positiv aufgenommen, aber es wurde kein einziges Bild verkauft., was
Krasner in eine Krise stürzte Voller Verzweiflung schuf sie eine Serie von
Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die sie aber sofort wieder zerriss. Als sie
das Atelier erst einige Wochen später wieder betrat, begann sie, die zerfetzten
Teile wieder zusammenzukleben. Zusätzlich zerschnitt sie alte Ölgemälde und
schichtete das Ganze zusammen mit anderen Materialien und Teilen von Pollocks
verworfenen Zeichnungen auf den nicht verkauften Gemälden aus der
Betty-Parsons-Ausstellung auf. Diese „collage paintings“ stellte sie 1955
erfolgreich in der New Yorker Stable Gallery aus.
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Shattered Ligh, 1954 |
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Burning Candles, 1955 |
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Forest No. 2, 1954 |
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Ohne Titel, 1954 |
Nächtliche Reisen
Nach Pollocks Tod übernahm sie dessen grosses Atelier. Nun konnte sie sich auch an grössere Arbeiten wagen. Sie litt an Schlaflosigkeit und arbeitete deswegen auch nachts. Da sie aber nie in Kunstlicht malen wollte, arbeitete sie nur in Umbrafarben. Im Gegensatz zu Pollock, der seine Werke auf dem Boden schuf, hängte sie die Leinwände lose an die Wand.
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Polar Stampede, 1960 |
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The Guardian, 1960 |
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The Eye is the First Circle, 1960 |
Primary Series
Bald darauf kehrte sie zu den Farben zurück.
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Siren, 1966 |
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Another Storm, 1963 |
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Crysalis, 1964 |
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Happy Lady, 1963 |
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Icarus, 1964 |
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Palingenesis, 1971 |
Eleven Ways
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Future Indicative, 1977 |
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Imperative, 1976 |
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Imperfect Indicative, 1976 |
Lee Krasnerhat sich immer dagegen gewehrt, lediglich als Frau Pollock wahrgenommen zu werden. 1971 erscheint ein Aufsatz in der Zeitschtrift Artnews von Januar "Why Have There Been No Great Women Artists?" Darin beschreibt die Autorin Linda Nochlin die Barrieren, die sich den weiblichen Künstlern entgegenstellen auf dem Weg nach Anerkennung. Ein Jahr später tritt Krasner der Gruppe "Women in the Arts" bei und demonstriert vor dem Museum of Modern Art, um gegen die Diskriminierung von Frauen in der Kunst zu protestieren.
Dies ist nur eine Auswahl der Bilder, die im Zentrum Paul Klee zu sehen sind. Sie reflektieren meine persönliche Vorliebe.
Quellen:
Eugen El in: Jüdische
Allgemeine 06.02.2020
Wikipedia
Ilka
Voermann in: ACHIRNMAG, 14.03.2019
The Guardian: Storms of Color from a wild destructive genius - Lee Krasner review
Sophie Gilbert: The Irrepressable Emotion of Lee Crasner, The Atlantic, 13.06.2019
Eleanor Nairne und Ilka Voerman: Lee Krasner, Living Colur, Katalog zur Ausstellung
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